Gudrun Hanisch

Textilgestaltung und Grafik

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Eva Reulecke, Kunsthistorikerin, Forum Gestaltung Magdeburg

„Mohn und Raps“ – rot und gelb. Assoziationen, die beim Ausstellungstitel entstehen: Sommer, Sonne, bunte Wiesen und grüne Wälder, mit dem Rücken an einem Baum stehen, seine Energie aufnehmen, und dabei lauschen, was Bäume erzählen, Blätter flüstern, Bäche murmeln. Spüren, wie sich Gras anfühlt, wie mich der Wind streichelt und die Sonne wärmt und mit den Wolken Bilder malen. Das alles hat Gudrun Hanisch ins Bild gesetzt. Und doch ist es ganz anders. Das Material Stoff bringt eine ganz besondere Wärme in einen Raum. Das Gefühl von Textil assoziiert weich, warm, anschmiegsam - man fühlt sich wohl, beschützt, bedeckt mit Stoffen. Die Verletzbarkeit ist nicht so groß - es ist unser Schutz. Textilien auch für die Seele. (...)

Gudrun Hanisch hat die ihr gemäße Bildsprache gefunden, sie hat eine selbstgemäße Ausdrucksform erprobt und so einen eigenständigen Stil für sich herausgebildet. Es entstehen Spannungen, die Aufmerksamkeit erregen, sensible eigenartige Kompositionen mit farblichen Kontrasten. Das Auge hat eine Vielfalt, Fülle und Dichte von Formen zu bewältigen. Begebenheiten und Zustände sind in ihre Arbeiten hinein gewebt. „Es ist wie ein Malen auf der Schwelle, nicht drinnen, nicht draußen, eben an der Tür stehend“. Ich würde es auch „Die Sinnlichkeit der Sehnsucht“ nennen. Kunst kann nicht verändern, sie kann nur die Sinne stärken, etwas deutlich machen, das man eigentlich nicht sehen kann. Etwas sichtbar machen in einer ganz bestimmten Richtung. Seit etwa zwei Jahren entstehen an ihrem Computer auch Fotomontagen. Bei dieser modernen Kunstform geht es ihr aber auch ums „bewahren“. In einer Wegwerfgesellschaft wie unserer ist diese Vokabel fast aus unserem Sprachschatz verschwunden. Gudrun Hanisch zeigt uns auf, wie es gehen kann, wie es gehen sollte und wie daraus auch noch sehr schöne Dinge entstehen können. Vielleicht unterstreicht sie damit auch einen Schwebezustand, ein Nicht-loslassen-können, Unsicherheiten, die sie ausdrücken möchte, Wertevorstellungen, Normen, den Umgang miteinander. Alles ist hier enthalten. Ein Symbol des Beschützens lese ich aus diesen Arbeiten auch heraus. Dabei bestimmen der Kreis und das Quadrat als geometrische Form ihre Arbeiten. Sie werden von ihrer Idee aufgebrochen. Das Thema Zeit drängt sich dabei immer wieder auf. Vergänglichkeit, Erinnern, Nachlässe, Symbole alter Kulturen - all das arbeitet sie in die Exponate hinein. (...)

Magdeburg, 18. August 2011