Gudrun Hanisch

Textilgestaltung und Grafik

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Lucia Schwalenberg, Textildesign, Wennigsen

Seidenwege - so der Titel der Ausstellung der Textilkünstlerin Gudrun Hanisch hier im Kunstraum Benther Berg. Seide, dieses Material verbindet die meisten Arbeiten von Gudrun Hanisch. Gerissen, geschnitten, gestickt, geklebt, überlagert mit Brüchen und Kanten. Gudrun Hanisch malt mit Seidenstreifen wie mit dem Pinsel und zeichnet mit gestickten Linien wie mit dem Stift. So entstehen großformatige Werke hier im Hauptraum mit Titeln wie „Gelbes Feld“, „Ferner Regen“, „Kreuz & Quer“. Arbeiten mit leuchtenden, intensiven Farben, die Räume, Lichtstimmungen und Atmosphäre schaffen. Im Flur zeigt die Künstlerin eine Serie von Miniaturen, die sie „Steinzeichen“ nennt. Gestickte Linien in reduzierten Farben. Analogien von Gesteinsstrukturen, Überlagerungen, Erinnerungen, Fragmente. Im Raum gegenüber eine Sequenz von Kalenderblättern. Auszüge aus Skizzenbüchern, Collagen, Zeichnungen, Monotypien. Im Nebenraum eine Serie von Faltungen und Stauchungen in Papier und Fotomontagen. Konstruktion und Dekonstruktion, Strukturen und Brüche. All diese Arbeiten sind in einer arbeitsintensiven Schaffenszeit von gut 20 Jahren entstanden. Seit der Ausreise aus der früheren DDR zunächst nach Gehrden, dann nach Hannover, wo Gudrun Hanisch seit 1995 mit ihrer Familie lebt. Die meiste Zeit davon ist Gudrun Hanisch von Hannover aus wöchentlich gependelt. 17 Jahre bis 2009 hatte sie als Professorin einen Lehrstuhl für Textilgestaltung in Schneeberg inne. ( ... )

Für sie selbst stand das Berufsziel Textilgestaltung früh fest. Geboren kurz vor Kriegsende in Swinemünde, heute auf polnischer Seite östlich von Usedom, absolvierte sie nach der Schulzeit eine Webausbildung in Zwickau und studierte an der bis heute renommierten Burg Giebichenstein in Halle, bevor sie bereits damals als Fachlehrerin in Schneeberg unterrichtete. Aus politischen Gründen nach kurzer Zeit entlassen, arbeitete sie viele Jahre bis zur Wende als freischaffende Textilkünstlerin in Stralsund. Eine Tätigkeit, die in der DDR-Zeit durchaus lukrativ war, da viele öffentliche Gebäude wie Feriensiedlungen, Krankenhäuser, Verwaltungsräume mit textilen Objekten gestaltet und die Aufträge dazu an einheimische Textilgestalter vergeben wurden. So kam die Berufung auf den Lehrstuhl in Schneeberg nach der Wende dem Schließen eines Kreises in ihrer beruflichen Laufbahn gleich. ( ... )

Benthe bei Hannover, 22. Februar 2015